Hallo Leute
Nachts -6°C, Tagsüber max. 0,0°C, der Wind weht mit 2-4Bft. aus südlichen Richtungen, also alles andere als gemütlich, aber die Lachse beißen!
Viele Angler bleiben zu dieser Jahreszeit bzw. bei diesen Temperaturen vor dem warmen Ofen sitzen, doch wir haben uns zum Lachsfischen vor Rügen aufgemacht.
Der Plan war, dass wir am vergangenen Mittwoch die „Yellowfinn“ von meinem Freund Gerd Huthwelker nach Schaprode auf Rügen verlegen, denn am Donnerstag wollten wir auf Lachs fischen.
Aber es kam die Nachricht: „Die Slippanlage und auch der Bodden sind bereits zugefroren“.
Das bedeutet, wir können das Boot zwar per Kran ins freie Wasser im Hafen bekommen, nur kommen wir nicht durch das Eis auf die offene Ostsee – einfach zu riskant und zu gefährlich, aber was nun?
Wer Gerd kennt weiß, dass er immer einen „Plan B“ und manchmal auch total verrückte Ideen hat.
Wir fahren nach Glowe und fischen von dort aus, so seine Worte.
Doch da gab es wieder ein Problem, denn in Glowe gibt es aktuell keine Slippanlage, da dort gerade eine Neue gebaut wird, also standen wir wieder oder immer noch vor dem Problem, dass wir wohl nicht zum Fischen kommen würden.
Wenn „Plan B“ nicht zieht, dann zieht „Plan C“ und der sah wie folgt aus:
Das Boot von Recklinghausen nach Sassnitz fahren und dort per Kran ins Wasser bringen und im Anschluss am Königsstuhl vorbei, nach Glowe fahren – echt irre der Mann, aber halt ein verrückter Trollingangler, ein guter Freund und angelbesessener wie ich!
Als ich am Mittwoch Abend nach der Arbeit in der Unterkunft eintraf, wurde ich nur gefragt, wo ich denn bleibe?
Horst Schmidl und Gerd hatten Hunger von der Tagesaktion und wollten endlich essen gehen, also Abmarsch.
Donnerstag morgen, wir verließen bei strahlendem Sonnenschein, 2-3Bft. aus Südost und -2°C den Hafen von Glowe in Richtung Fanggebiet. Ziel sollte die südliche Seite des Verkehrstrennungsbebietes (VTG) sein, doch kurzfristig entschieden wir uns um und fingen auf Höhe der „Doppelwracks“ (markantes Wrackpaar auf der Seekarte – in Trollingkreisen bekannt) an zu fischen.
Bei dem Wetter war für uns sofort klar, welche Köder ins Wasser kommen, nur war das den Lachsen noch nicht klar, aber warum nicht? Die Echolotbilder zeigten uns schöne Köderfischschwärme und auch versprengte Schwärme, also waren da Jäger unterwegs.
Um genau 12:25 Uhr kreischte die Bremse der äußeren Brettchenrute, die mit 45g vorbebleit war.
Komisch nur, dass mein Arctic-Sea-Teamkollege „Freddy Scheel“, mir genau das vorhergesagt hatte und auch der Köder passte, der „Rhino – Freddi Flutter XL in der Farbe Lollipop“.
Ich hatte das Glück, stand gerade an der Rute und konnte somit unseren ersten Lachsdrill in 2018 annehmen.
Oh, der war böse, zog mir im ersten Run gleich mal 50-60m von der Rolle und ich konnte nichts dagegen tun, doch dann blieb er stehen und der Drill konnte beginnen. Nach diversen Minuten konnte ich den 1,03m Lachs über den Kescher führen und Gerd ihn perfekt einlöffeln.
Somit war der Tag für uns schon gelaufen, denn wir hatten einen Lachs im Boot, was in den vergangenen Jahren nicht mehr zum alltäglichen Fischen vor Rügen dazugehört, denn die Fangzahlen sind bekanntlich in den letzten Jahren deutlich, aber immer noch mit guten Fangaussichten zurückgegangen.
Plötzlich springt Horst an die Riggerrute und nimmt den Fisch an, der sich den „Rhino – Flasher mit Softfish Lure in der Farbe Black Shiner“ in einer Tiefe von 25m genommen hatte.
Oh, der war aber noch viel böser als der erste Lachs und schon löste die auf 17m gestackerte (2. Rute in das Seil gestackert – gesetzt/geklemmt) Downriggerrute aus, die ich sofort in die Hände nahm und den 88cm Lachs relativ schnell landen konnte, denn Horst war immer noch am Drillen.
Übrigens biss der Lachs auf einen „Rhino – Lax Spoon L in der Farbe Old Witch“.
Nach guten 20min. Drill, konnte Gerd auch den Fisch vom Horst einlöffeln und dieser brachte satte 1,11m auf dem Maßband – lang aber auch sehr schlank der Kamerad – trotzdem herzlichen Glückwunsch!
Zwischenzeitlich genehmigte sich ein gut 30-36cm Lachs den „Rhino – Freddi Flutter in der Farbe Lollipop“, aber in der Größe XXL, also in 19cm Länge – Wahnsinn, dass ein so kleiner Fisch, einen so großen Köder attackiert. In der Hoffnung, dass er in 3-4 Jahren erneut an unsere Köder geht, wurde der Fisch außenbords wieder abgehakt (er war zum Glück gut gehakt) und in seinem Element belassen.
Aber das sollte nicht alles sein, denn den „Flasher“ genehmigte sich noch ein weiterer Lachs von 95cm, somit hatten wir bereits 4 maßige Lachse im Boot und wir waren mega glücklich, zumindest Horst und ich, denn die Fische kamen alle auf unserer Seite und Gerd wurde etwas unruhiger, denn logischerweise haben wir ihn immer wieder aufgezogen.
Wie sagt Gerd immer so schön: „Abwarten Männer, abgerechnet wird zum Schluss!“
Und so sollte es auch sein, als seine mit 70g vorbebleite Brettchenrute abmarschierte war uns sofort klar, dass dies erneut ein Fisch über einen Meter sein würde. Mehrfach kam der Fisch ca. 130m hinter dem Boot aus dem Wasser gesprungen, doch Gerd konnte diesen Fisch gekonnt ausdrillen, nur wollte er uns nicht sagen, welchen Köder er auf dieser Rute fischte, denn den hatte er unbemerkt getauscht.
Nachdem ich den Kescher sauber unter den Fisch bringen und ihn ins Boot ziehen konnte, blitzte uns erneut ein „Rhino – Freddi Flutter in der Farbe Lollipop, aber in der Größe L“ an.
Beim Vermessen und Wiegen brachte der Lachs 1,12m und knappe 15kg auf das Maßband bzw. auf die Waage – Petri.
Wie man sehen kann, hatte Gerd so manche Mühe, den Fisch vor der Kamera zu positionieren und wie waren im Anschluss seine Worte:
„Schluss jetzt, ich pack heute keine Rute mehr an!“ – Komisch, aber vorher wollte er unbedingt auch einen Lachs fangen und schon war er „an der Kante“ und konnte nicht mehr! 😉
Naja, ich habe ihn beim Fotografieren auch ein wenig gequält, aber das gehört bei so einem Fisch halt mit dazu. 😉
Was für ein perfekter Angeltag mit 5 tollen Lachsen – wie früher, so vor 5-6 Jahren, aber definitiv nicht an der Tagesordung.
Wir Trollingangler sollten über jeden Tag froh sein, wo man einen Lachs oder eine Meerforelle im Boot oder sogar nur den Biss hat.
Der Freitag war dann eine Nullnummer!
Da der Wind mit 4Bft. und teilweise noch stärkeren Böen aus Südost wehte, wollten wir an diesem Tag nicht ganz bis zum VTG fahren. Wir setzten etwas nördlich vom Knick (markanter Knick der 40m Linie auf der Seekarte) an und schleppten uns bis zu den Doppelwracks vor, doch trotz perfekten Lachsanzeigen auf dem Echolot, wollten die Fische an diesem Tag nicht beißen.
Dann kam der Samstag und brachte total bedecktes Wetter und teilweise Schneeschauer mit sich, es war mit -4°C barbarisch kalt und auf dem Boot mussten wir erst einmal Salz streuen, so glatt war das Deck glatt gefroren. Zum Glück wehte der Wind nur mit 2-3Bft. erneut aus südöstlicher Richtung.
Da die Strömungskarte die gleichen Daten, wie die Tage zuvor anzeigte, war erneut die südliche Kante des VTG das Ziel.
An diesem Tag konnten wir wieder 3 Lachse von 1,04m, 93cm und 88cm landen und hinzu kam noch eine richtig kräftige Meerforelle von 65cm.
Den ersten Lachs konnten wir relativ frühzeitig fangen, er biss auf einen „Rhino – Flasher mit Softfish Lure in der Farbe Michael Jackson“ in 20m Tiefe.
Danach tat sich eine ganze Zeit gar nichts, bis Gerd von Rhino-Ködern von „Damals“ sprach und wir sie montierten.
Die Rede ist von den „Rhino- Mag L in den Farben Black-Golden-Angel und Coper-Fire-Angel“ (beide nicht UV-aktiv).
Auf beide Köder biss hinter einer Tauchscheibe noch ein Lachs und zudem noch einer am Downrigger auf den „Rhino – Mag L in der Farbe Michael Jackson“, also ein klassischer Tripple-Hook – Wahnsinn.
Gerd hat seinen Lachs leider im Drill verloren, aber dafür waren seine Hände frei und er konnte den Lachs von Horst und mir keschern. Horst hatte wieder richtig zu tun, denn der Drilling saß bei diesem 1,04m Lachs genau im Maulwinkel und somit stellte er sich immer wieder quer und kam nur schlecht über den Kescher, aber Horst blieb ganz cool, sodass der Fisch gelandet werden konnte – Junge, war der böse – Horst war nach dem Drill ganz schön am Zittern.
Zum Schluss gesellte sich zu den 3 Lachsen noch die Meerforelle, die sich den „Rhino – Freddi Flutter L in der Farbe Lollipop“ schnappte.
Jetzt sind wir alle wieder zu Hause und müssen arbeiten, denken aber gerne an die 3 Tage zurück.
Als Fazit kann ich nur sagen, dass wir in 3 Angeltagen 9 Lachse und eine Meerforelle fangen konnten, was uns mehr wie zufrieden stellt, denn mit dem Ergebnis hatten wir nicht annähernd gerechnet. Aber wir scheinen einiges richtig gemacht zu haben und natürlich war das Glück mit auf unserer Seite.
Somit haben sich aber die Mühen mit dem Boot gelohnt.
Trotzdem waren es 3 sehr eisigkalte Angeltage, aber wir hatten viel Spaß und Erfolg an Bord der „Yellowfin“.
Viele halten uns für verrückt, bei dem Wetter ohne Kajüte und ohne Heizung zu angeln bzw. auf die Ostsee zu fahren, aber wir sind hart im Nehmen und haben noch Spaß dabei, auch wenn die Hände mal vor Kälte schmerzen und die Augen tränen!
Zum Schluss noch der schöne Anblick auf das Cap Arkona bei der Heimfahrt nach einem erfolgreichen Angeltag.
ight lines
Sven Weide